kaputte Gedichte
An einem Sommertag
Zu früher Stunde, wenn die Menschen sich noch in süßen Träume wiegen, wenn sie noch ungestört in ihrem Schlafe liegen, steigt die ferne Sonne feuerrot überm Horizont empor und wirft ihren ersten Schein in unser müdes Zimmer, wischt vom Spiegel der Nacht den blassen Schimmer und öffnet lachend dem Tag das weite Tor. Tausendfarbiges Blühen und der Vögel lustiges Scherzen begleiten ein tausendfaches Glühen sich öffnender Herzen. Langsam wächst der Tag und lange Schatten wollen kürzer werden. Weiße Wolken stehen still am blauen Sommerhimmel, wie auf grüner Weide eine Herde schlanker Schimmel. Wie schnell lassen sie uns doch Vergessen des Winters Herzbeschwerden! Kastanienbestanden führt ein Weg ins neue Leben. Ihn mit dir zu gehen und dir mein Wort zu geben, das voller Hoffen ist und von süßer Liebe spricht, erfüllt all mein Denken. Leise bebt dein Mund von Glück, füllen sich der Augen Quellen tiefer Grund. Das du mich liebst, lese ich in deinem Gesicht. Wenn die Sonne abends müde wieder vom Himmel steigt und auf dem Wasser sich ein lodernder Feuerstreifen zeigt, in dem unsere Sehnsucht brennt und aus dessen heißer Glut die Herzen schöpfen, die so lange kalt und leer, und wenn vom Teich des Sommers Sinfonie herüberschallt, dann geht nach einem glücklichen Tag die Liebe mit uns nach Haus.
Rostock, Mai 1977
(03. Mai 2011)