kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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kaputte Gedichte

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Zwischen Nacht und Tag


Schwarz und endlos war die Nacht, voller Sehnsucht und Verlangen, die ich allein durchwacht. Die Gedanken, florbehangen, martern noch die Stirn. Mir kein Freudenstrahl·die Welt erhellt, kein Glücksfunke zuckt durchs Hirn und kein Stern vom Himmel  fällt!
Leise Musik dringt an mein Ohr, zu früher Stunde ein fernes Lachen. Die Einsamkeit singt im Chor mit der Nacht dunkle Drachen, die auf Blumen und Gräser liegen und schmerzende Seelen im Fluß ertränken, einsame Herzen im Winde wiegen und mehr  Trauer und Leid als Glück verschenken.
Auf Zehenspitzen schleichen leis die Stunden vorbei an meinem Fenster. Einsam hatte mich die Nacht gefunden, die jetzt flieht, wie die Gespenster, welche im Dunkel in mein Zimmer kamen und mit Schattenspielen an den Wänden mir die Ruhe nahmen. Ich  war Wachs in ihren Händen.
Wenn gefiederte Frühaufsteher an Morgenglocken schlagen, wollen Blumen und Gräser die verschlafenen Glieder recken, will der Tag doch endlich wieder tagen und das grüne Land sich mit süßem Duft bedecken. Wenn dann die Sonne fern am Horizont  die schwere Decke von sich schiebt, wenn klarer Tau sich in den ersten Strahlen sonnt, dann steh ich auf: müde und ungeliebt!


Rostock, Mai 1977
(03. Mai 2011)



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