kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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Dorian Grays Tod


He Mann, stell deinen Schatten in eines Anderen Licht, du verdunkelst mir den Tag mit deiner schwarzen Seele, fesselst mich mit grausamen Blicken an das, was längst vergangen. Abgrundtief ist deine Fratze: ich hasse dies Gesicht. Du bist der Grund,  wenn ich noch heute den Weg des reinen Lebens verfehle und zerstörend beende, was einst aufzubauen ich angefangen.

He Mann, warst einst mein eitles Ebenbild in Gold gefaßt, verzückende Anmut mit knabenhaften Zügen, geliebt von mir und angebetet von aller Welt. All meine Sünden, die du schweigend gelitten hast, Strafen des Schönen und Edlen Unvergänglichkeit  Lügen. Doch am Ende kehrt deine Jugend zurück, wenn über mich das Urteil fällt.

Der Staub des Verruchten hatte meine Seele vergiftet und der Dämon legte in meine Hand den kalt glänzenden Stahl, unter dem des ersten Freundes Leben hier leise zerrann. Hinter der jugendlichen Schönheit Maske hat mein Tun gestiftet viel Bitternis  und schwere Not, trieb durchs Herz der erblühenden Liebe den spitzen Pfahl bis in ihren stillen Tod. Jetzt aber schickt der Tod auch mein Leben fort, oh Mann!

Rostock, Sep. 1977
(04. Mai 2011)



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