kaputte Gedichte
In Ewigkeit zu träumen
Müde dreht sich die Sonne in den Federn, tut sich schwer beim Frühaufstehen. Die Welt ist behangen mit morgendlichen Schleiern, sie verbergen der Sonne Frühaufgehen. Purpur liegt verschüttet auf grünen Wiesen, Rubine und Smaragde tropft es von goldenen Blättern und ein lauer Wind summt leise durch die Luft, muß über hohe Berge und tiefe Wolken klettern. Glutrotes Wasser füllt den kalten See, unverschleiert blickt er in den blauen Morgen. In des Lebensendes schönem Rosengarten liegen unterm Moos tief begraben Last und Sorgen. Eingesunken schläft der kleine Hügel, träumt von einer Blüte zarte Jugend, die welk und grau im Alter starb und jetzt zurückgekehrt ist zu mädchenhafter Tugend. Weitab vom Lärm vergangener Zeiten führt ein einsamer Weg den Wanderer zu diesem Ort, läßt ins weiche Moos ihn müde niedersinken, nimmt dann seine Seele an die Hand und mit sich fort. Die Sonne zieht langsam über ihn hinweg und der Wind in seiner Güte pflückt Blätter von den reifen Bäumen, legt sie sanft auf·beide nieder, die friedlich beginnen in Ewigkeit zu träumen.
Rostock, Sep. 1977
(04. Mai 2011)