kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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kaputte Gedichte

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Bubenspiele


Wir waren in einer Klasse, das blonde Gerdchen und ich. Gerdchen war ein guter Schüler, wenn nicht gar der beste. Und er war mein Freund. Weiberheld haben sie ihn gerufen, weil er auch mit der Nanni spielte, die, mit den schwarzen Zöpfen. Gerdchen  war beliebt, ganz allgemein, doch mich zog es besonders zu ihm hin. Was wir beide ganz begierig übten, hatte mit Schreiben und Lesen nichts zu tun. Womit wir uns die Zeit vertrieben, kennt mancher wohl als Doktorspiel. Sicher wurde auch einmal geklauter  Tabak ausprobiert. Daran aber konnten wir nicht die rechte Lust empfinden. Eher schon an wilden Rangeleien im frischen Heu der alten Scheune, weit draußen an der Woldegker Chaussee, oder im harten Raps am See, wenn er schon ausgeblüht. Unser vom  Toben schön erhitztes Herz stand dann vollends Kopf, glitt des einen scheue Hand tastend ins kurze Hosenbein. Ausgetobt war da der kleine Kampf, ganz ruhig lagen wir, bange lauschend in die Stille, und schauten überrascht nur unsern Händen zu.


Rostock, März 1989
(05. Juli 2011)



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