Tagebuch einer Schlange / 12. Eintrag
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Sonntag, d. 22.08.82, 21.55 Uhr
Mittwoch brachte Barbara die Kassetten wieder, die sie sich ausgeborgt hatte. Morgen fliegt sie in den wilden Kaukasus.
Donnerstag blieb ich allein. Kay hatte sich nicht sehen lassen. Nutzte die Zeit, um Post zu erledigen. Brief nach zu Hause, Karte an Sabine.
Freitag schneite Andreas rein. Gegen 19.45 Uhr. Haben uns erst eine Weile unterhalten. Holte dann andeutungsweise den Fotoapparat raus. Heute Abend nicht, meinte er. Denkt er, ich treibe Schindluder mit den Bildern? Aber Fotos ansehen könnte er schon, gab er zu. Ich gab ihm meine bescheidene Pornosammlung, die er vor- und rückwärts durchblätterte. Anfangs las ich in den Sieben Weltwundern. Konnte mich aber nicht auf den Text konzentrieren. Aber wer hätte das schon gekonnt bei seinem Anblick? Halb liegend auf der Couch, mit pulsierendem Schritt. Ich legte das Buch beiseite. Nahm stattdessen den Massageapparat zur Hand. Während sich Andreas hinter den Heften versteckte, genoss er sichtlich das aufreizende Vibrieren. Trotzdem war er mucksmäuschenstill. Bisher war mir noch niemand untergekommen, der sich nicht längst in die Hose gemacht hätte. Bei der Mühe, die ich mir gab! Wie konnte sich jemand derart in der Gewalt haben? Zumal in seinem Alter! Fragte ihn, ob er Angst davor habe, meine Wohnung zu überschwemmen? Das verneinte er. Also befreite ich seinen Schwanz aus der unbequemen Zwangslage. Holte ihn in die gute Stube hinein. War noch nicht lange handgreiflich gewesen, da entließ Andreas eine Fontäne. Ziemlich plötzlich sogar. Mit einem Eimer Wasser samt Feudel endete das Lied.
Was mich verwundert, ist, dass Andreas an dem ganzen Abend nicht ein einziges Mal nach Jonas fragte. 21.15 Uhr ist er gegangen. Nächsten Freitag will er wiederkommen. Wenn ihn nichts davon abhält. Ich weiß nicht, sagte er: wiederkommen oder wieder kommen?
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