kaputte Gedichte
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Nebel
Graue Luft liegt weich im Tal, über dem ruhenden See und über dem rastlosen Fluß, hüllt Bäume und Sträucher in süßen Schlaf und verbirgt die Hütte und den Weg. Schleichend kriecht der ungewebte Schleier den Berg hinauf, verkuppelt Himmel und Erde, frißt die Blicke auf und läßt das Reh entfliehen, trägt dumpfes Röhren über den Fluß und den Klang der hellen Glocke, beschenkt die Spinne mit Perlen und läßt sich Wellen wogen vom zärtlichen Wind und liebkosend sich in seine Arme nehmen, tanzt mit ihm im Blätterrauschen dem Tod entgegen, liebäugelt mit der aufstehenden Sonne und verschmachtet wehklagend nach ihr, wie ein Narr.
Rostock, Feb. 1977
(03. Mai 2011)