Tagebuch einer Schlange / 29. Eintrag
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Sonntag, d. 8. April 84
Als ich am Freitag von der Arbeit nach Hause kam, hab ich Pullover und Socken gewaschen. Dann zu Jonas gegangen. Gemeinsames Abendessen. Anschließend noch ferngesehen. Aber nicht lange. Jonas hatte die ganze Woche Frühschicht, war deswegen müde. Gingen bereits um halb neun ins Bett.
Für Sonnabend war geplant, nach dem Frühstück nach Lütten Klein zu fahren. Zuerst ins „Magnet“. Ich dann weiter zu Herrn Fels, Beitragsmarken hinbringen. Doch dann fiel mir beim Bettenmachen der „Kronleuchter“ zum Opfer und von der Decke. Mussten unser Vorhaben um eine Stunde verschieben. Holten Trittleiter, Bohrmaschine und Dübelmasse aus dem Keller um den angerichteten Schaden so gut es ging zu beseitigen.
Fünfzehn Minuten vor eins war ich wieder zu Hause. Machte mir Spagetti mit Tomatensoße zum Mittag. Legte die trockenen Pullover erst zusammen und dann in den Schrank. Pünktlich um drei trat ich dann bei Jonas zum Tee an. Er hatte einen Topf mit heißem Schmalz auf dem Herd. Darin drehten sich seine berühmten Quarkkeulchen um ihre eigene Achse. Fertig gebacken, mit Puderzucker bestreut und auf einem Teller liegend unwiderstehlich. Sodass ich beim Essen wieder kein Ende fand. Dafür hätte selbst Zeus Ambrosia und Nektar in den Müll geworfen. Beim Abwaschen sorgte Jonas dann dafür, dass mir die Quarkkeulchen schwer im Magen lagen. Er sagte: „Wenn Andreas bis um neun nicht gekommen ist, dann komme ich zu dir um nachzusehen, ob er bei dir ist. Oder jemand anderes.“ War meinen Ohren wirklich zu trauen? „Ich glaube, du merkst es gar nicht, wie frech du daherredest“, antwortete ich. „Du stehst im Begriff, Andreas zu empfangen, um mit ihm ins Bett zu gehen, und denkst im gleichen Atemzug daran, mich zu kontrollieren?“ Mir blieb fast die Luft weg. Mit hochrotem Kopf gab Jonas klein bei. Um siebzehn Uhr ließ ich ihn dann mit seinen Hoffnungen auf einen heißen Abend allein zurück.
Zu Hause füllte ich die Waschmaschine mit Weißwäsche und setzte sie in Betrieb. Stieg nebenbei in die Wanne und rasierte mich anschließend für den Abend. Ich war mit allem fertig, als um sieben Kay kam. Ich öffnete ihm, ohne das er klingeln musste. Hatte ihn durchs Fenster kommen gesehen. Ich spendierte jedem ein Glas Orangentrunk mit Havana Club. Besprachen die nächsten Vorhaben der Sektion, an denen Kay teilnehmen will. Er erzählte, dass er seit zwei Wochen in Greifswald zur Schule geht und das auch noch in der kommenden Woche. Dann wird er die Facharbeiterprüfung schreiben. Ich drückte ihm dazu die Daumen. Ich lud ihn ein, mit mir ins Kino zu fahren. In Warnemünde stand „Bockshorn“ auf dem Spielplan. Kay lehnte dankend ab. Er müsse lernen. Auf alle Fälle will er aber zu meinem Geburtstag kommen. Oder an einem Tag in dessen Nähe. Um mit mir darauf anzustoßen. Kurz vor halb acht begleitete er mich zum Bus. Seinen Abend bei Jonas erwähnte er nicht.
Der Film hat mir sehr gut gefallen. Es gab sehr viele hübsche Gesichter zu sehen. Die Filmmusik ist von Günter Fischer. Auf dem Weg vom Bus nach Hause ging ich unter Jonas Fenster vorbei. Um 22.05 Uhr brannte noch Licht.