Tagebuch einer Schlange / 33. Eintrag - Abstrakte Irrwege

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Tagebuch einer Schlange / 33. Eintrag

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Montag, d. 14. Mai 84

Es ist ein bisschen spät, um jetzt damit anzukommen. Will es aber doch tun. Am 17. Dezember letzten Jahres schrieb mir Jonas einen Brief nach Fürstenwerder. War ja Weihnachten über bei meinen Eltern. Hier nun ist meine Antwort darauf, die ich am 21. Dezember mit ein gerüttelt Maß an Zorn verfasste:

Du bist mir der liebste Jonas, den ich kenne!
Ich stelle mir vor, wie Du auf den Hinterpfoten stehst und eine furchtbar böse Drohgebärde einnimmst.
Habe vielen Dank für Deinen ultimativen Brief, den ich heute bei „bester Laune“ erhielt. Er war das Tüpfelchen auf dem i!
Das Leben ist hier so schon schwergenug.
Zu den beiden Hauptmitteilungen:
1. Heute oder morgen soll mein Vater aus dem Krankenhaus nach Hause kommen. Tut er es, dann komme ich planmäßig am Dienstag nach Weihnachten zurück. Tut er es nicht, dann werde ich wohl oder übel länger hierbleiben müssen. In dem Falle bitte ich Dich, abends „Wolgast“ in Empfang zu nehmen und ihn bei mir unterzubringen.
Ich schicke dann Dienstag ein Telegramm.
Ich bitte Dich, bis dahin auf alle Fälle „die Bilder“ in meinem Schreibtisch zu deponieren. Du weißt, welche ich meine, es war abgesprochen.
2. Ich traf an besagtem Dienstag den Andreas nicht in der S-Bahn, wie ich Dir vorgelogen hatte, sondern er klingelte gegen 19.45 Uhr an meiner Tür. Ich war genauso fassungslos, wie Du jetzt. Das kannst Du mir glauben. Ich hatte Dir diese Nichtigkeit verschwiegen, weil Du in der momentanen körperlichen und seelischen Verfassung diesen Schock nicht bewältigt hättest. Ich hoffe, Du hältst mir diese Notlüge meiner Besorgnis um Deine Gesundheit zugute und verzeihst mir meine wiederholte Verlogenheit.
Barbara kam an dem Abend aber auch noch, nur später. Das hat Dir meine Nachbarin wohl verschwiegen? Oder sie hat deren Besuch nicht mitbekommen, weil sie ihren Horch- und Kuckposten aus zwingenden Gründen zeitweise verlassen musste. Dieses heuchlerische, böswillige, spitzelhafte Intrigantentum verdient es nicht, zu Weihnachten mit „verträumten Melodien“ beschenkt zu werden! Ich bitte Dich also, ihr die Schallplatte nicht zu überreichen!!
Sei herzlichst gegrüßt und geküsst von Deinem Bodo

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