kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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kaputte Gedichte

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Adaptation


Zu weit ist mir die Welt, zu eng ihr Herz. Klar und offen der Himmel für jedermann. Aus unendlicher Finsternis trete ich ein durchs große Tor des Lebens, goldbeschlagen, streife ab die silbrigen Schwingen des Glücks und setze meinen Fuß auf diese Erde, Schritt für Schritt. Sturmumpfangen mein lichtes Gewand, eisiger Hauch mein Fleisch umschlingt. Gefrorener Blick schweift in endlos kristallene Weiten, eingehüllt in abendlichem Dunkel. Ebenen von himmlischem Schnee durchmißt mein nackter Fuß. Schnee, bleiches Gesicht der Erde. Funken glühen überm Horizont: Augen ferner Giganten. Aus dem Nichts führt der Weg mich in die Irre, schilderlos. Durch Wände klaren Eises muß ich gehen, wohin kein Geist je kam. Wie im Herbst das Blatt vom Baum, fern ein Funke zur Erde niederfällt, hart in weichen Schnee. Der Himmel stöhnt im Schmerz. Einer Fackel gleich, leuchtet es fern im Schnee. Verhalten wird mein schwerer Schritt, staunend der schöne Mund. Sanfter wird im Nähern des Sturmes Gewalt, zarte Wärme taut meinen Blick und wundersamer Duft versüßt die Luft. Eine Rose ist es, die im Schnee erblüht, feurig rot. Ein geflochtener Kranz von Sonnenstrahlen über ihrem Haupte erhellt die schwarze  Nacht. Stumm steh ich, ein Klingen zu vernehmen. Seidige Blütenblätter entfalten reife Kindheit ihrer erblühten Jugend. Erregendes Leben in Schnee und Eis erwacht. Meine Knie im tiefen Schnee versinken, die Arme erhoben zum Gebet. Rosige Perlen  tropfen aus meinen Augen, fallen lautlos in den kalten Schnee. Verzückende Liebe schlägt in meinem Herzen, schwellt mir die Brust. Knabenhaft mein Antlitz leuchtet, Sehnsucht durchströmt die Adern, berauscht das Hirn. Unbändiges Verlangen  führt meine Hand, bricht entzwei der jungen Rose Stiel. Kein Schrei, kein Schmerz, ein sanftes Lächeln nur. Meine Lippen ich auf verschlossene Augen drück. Ihre rote Seele aber tropft dampfend in den weißen Schnee, aus nicht zu stillender  Wunde. Immer schwächer wird ihr heller Schein, immer kälter ihre heiße Glut. Den Duft verweht ein frischer Wind und neuer Schnee ertrinkt in rotem Blut. Mein Jünglingskörper sich erhebt im Sturm, weiterzuwandern durchs eisige Tal. Eisige Kälte bringt zurück die dunkle Nacht. Auf meinem Herzen die Rose verwelkt.
Ein früher Sommermorgen küßt mich wach mit lieblichem Singsang und Rosen auf dem Tisch.


Rostock, Dez. 1977
(05. Mai 2011)


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