kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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kaputte Gedichte

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Bitter schmeckt süßes Blut


Tausend Lichter funkeln im Marmor, wie im hellen, so im dunklen. Stimmengewirr weht über dem ornamentalen Teppich. Alles verzerrende Kugeln aus poliertem Stahl, verzaubert von Licht und Schatten, beleben das erfrischende Rund. Durststillend geht die  abgegriffene·Karte von Hand zu Hand, bietet zu wenig Abwechslung. Beine laufen hastig oder mit Anmut auf weichem Polster. Junge Burschen sprechen hübsche Mädchen an, ganz ungezwungen. Blicke treffen sich voller Erwartung. Dein Blick aber trifft  mich nicht. Zärtliche Hoffnung lenkte meine Schritte an diesen belebten Ort. Zwei traurige Jahre mußten über Täler und Hügel wandern, ehe mich wieder diese sanften Melodien umfangen konnten. Hier verwundeten mich deine strahlenden Augen  unheilbar. Von hier nahm ich dich fort, für eine zu kurze Zeit. In Trauer und Erinnerung verblutet mein Herz. Es blutet seitdem und immerfort, schmerzend durch alle Jahreszeiten. Bitter steigt das Blut mir in den Mund und höher als Tränen in  die Augen. Süß schmeckt dagegen, tief erwartet, bitteres Vergessen, daß aber auf meiner Karte gestrichen ist.

Rostock, Aug. 1978
(05. Mai 2011)



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