kaputte Gedichte
Der junge Dieb
Wir hatten uns längst in uns selbst verkrochen, da bist du in unser altes Leben eingebrochen, ein junger Dieb, der uns die Ruhe stiehlt, ein junger Spieler, der mit unsrer Liebe spielt. Nichts ahnend hatten wir dich aufgenommen, nichts ahnend war Liebe aufgekommen. Von unsren Herzen nimmst du Stück für Stück, bringst aber nimmer was davon zurück. Gar die Seele reißt du uns aus dem Leib und niemand weiß um ihren Verbleib. Selbst in unsere Träume kommst du geschlichen, bist als wilder Faun um unser Bett gestrichen, hast einen jeden geliebt in wilder Raserei. Warst aber nur ein Traumbild und zu schnell vorbei. Gehst du eines Tages wieder von uns fort, dann läßt du zurück einen zerstörten Ort. Ausgeplündert bis auf die morschen Knochen, liegen wir dann am Boden, entzweigebrochen.
Rostock, Sep. 1988
(05. Juli 2011)