kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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kaputte Gedichte

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Jeden Abend stehe ich am Fenster


Wie eine Schnecke kriecht die Zeit, wenn ich an meinem Fenster stehe und auf den leeren Weg hinuntersehe: keine Menschenseele weit und breit. Nur der Nachtwind geht rauschend die verlassenen Wege lang, fegt auch über meine Fensterbank. Nur ihn vernehm  ich lauschend. Dunkle Schatten, wie Gespenster, lagern unter jeder Hecke, spielen an der Zimmerdecke, flackern quer mir durch das Fenster. Jeden Abend steh ich hier und blicke in die Nacht hinaus. Beide sind wir allein zu Haus, warum kommst du nicht zu  mir? Hast du Angst vor meiner Liebe oder fürchtest du die deine? Magst du vielleicht nicht meine, weil davon zurück nichts bliebe? Ich kann’s nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie viele Jahre überlebt, ob dann für dich mein Herz noch  bebt oder ob sie aus ist schon nach Tagen. Ich brauche dich in dieser Nacht, keinen noch so schönen Traum. Er bleibt doch nur ein leerer Raum, der mich klein und einsam macht.

Rostock, Sep. 1988
(05. Juli 2011)



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