kaputte Gedichte - Abstrakte Irrwege

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Der alte Faun


Werden sie denn in Ewigkeit so weitergehen, deine Eskapaden, deine Seitensprünge hin zu den jungen Burschen? Willst du in deinem Alter noch nach ihnen sehen, wenn sie stolz an dir vorübergehen? Ich würd es mir an deiner Stelle gar nicht traun,  alt und häßlich wie du bist, den hübschen Knaben nachzustellen. Doch wie ein brünstiger alter Faun springst du über Nachbars Gartenzaun. Verbirgst du die Bocksfüße in deinen Schuhen? Deine Hörner hab ich zwar noch nicht gesehen, den riesigen Schwengel aber wird man schon gewahr. Bind dir bloß die Augen zu und laß ihn ruhen, du hast Herzen schon genug in deinen Truhen. Soll es denn immer wieder einen Thomas geben, einen Meik, einen Kay oder einen Andreas gar und wie sie alle heißen mögen? Du solltest jetzt von deinen Erinnerungen leben, hast genug genascht von sonnenvollen Reben.

Rostock, Sep. 1988
(05. Juli 2011)



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