kaputte Gedichte
Nicht vergessen können
Die Gedanken schweigen nicht still. Eingesperrt in meinem engen Kopf, schreien sie laut nur seinen Namen. Kein anderes Wort, das sie übertönt, kein anderes Bild, das ich ihnen zeig, kein anderer Duft kann sie bezwingen: immer brüllender wird ihr Sirenengesang. Mein Schädel beginnt zu schwingen schon, der Schmerz wird unerträglich mir. Könnt ich mit Händen die Gedanken fassen, meinem Körper würd ich sie entreißen, ihn befreien von unsagbarer Qual. Mit dem Lichte aber jeden neuen Tages, mit dem Schwarz jeder neuen Nacht, werden sie stärker noch und quälender, haben sich dutzendfach vermehrt. Wie kann ich vor ihnen fliehen? Ich müßt aufhören zu sein! Es gibt nur den einen heiligen Ort, nicht im Wachen, nicht im Träumen, der gedankenlos, der gedankenlos, der gedankenlos…
Rostock, November 1988
(05. Juli 2011)