Die Hoschköppe / 5. Kapitel - Abstrakte Irrwege

Direkt zum Seiteninhalt

Die Hoschköppe / 5. Kapitel

Texte > Die Hoschköppe

Dienstag, 26. April 1988


Die Leitung der Betriebspoliklinik hatte sich den heutigen Abend für das jährliche Betriebsfest ausgekuckt. Das heißt, der Gaststätte hatte es terminlich so am besten in den Kram gepasst. Auch ich war hingefahren. Natürlich allein. Hatte mich aber beizeiten abgeseilt, weil ich die ganze Zeit nur an meinen Jochen denken musste, der alleine dem Psychoterror irgendeines losgelassenen Halbwilden ausgesetzt ist. Mir war es nicht darum gegangen, unbedingt teilzunehmen und wieder als Aktivist der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet zu werden. Sondern des kalten Büfetts und des Fünfundzwanzigmarkbons wegen, wofür ich an der Bar als Mitbringsel für meinen Schieter eine Flasche guten Schaumwein kaufte.
Jochen hatte sich derweil zu Hause einige Notizen gemacht:


26.04.88
16.00 Uhr beim ABV Gen. H.
Ihm den Sachverhalt dargelegt, die Briefe gezeigt, ihm die Belästigungen aufgezählt, die ich ertragen musste
  - Klingeln an der Tür
  - Blenden mit dem Spiegel
  - obszöne Briefe stecken in der Tür
  - Sandklumpen ans Fenster
  - beobachtet werden mit Fernglas
Gen. H. betrachtet das als Eingabe, hat den Brief behalten um Schriftprobe nehmen zu können, wird mir den Brief persönlich zurückbringen. Ich habe ihm den Namen, die Straße und eine genaue Beschreibung des Fensters und des Jugendlichen gegeben. Will Ordnungsstrafe (Geldstrafe 20,- Mark) erheben und den Jugendlichen / Eltern auffordern, den Unsinn zu lassen. Sollten die Belästigungen weitergehen, erneute Rücksprache mit dem ABV - dann Eröffnung eines Ordnungsstrafverfahrens / gerichtliche Schritte.
19.55  geklingelt wurde von der Haustür - sehr lange



Sonntag, 24. April 1988 - Mittwoch, 20. Juli 1988

zurück zur Kapitelübersicht

Zurück zum Seiteninhalt