Die Hoschköppe / 36. Kapitel - Abstrakte Irrwege

Direkt zum Seiteninhalt

Die Hoschköppe / 36. Kapitel

Texte > Die Hoschköppe

Montag, 19. September 1988



Gestern gab es zum Frühstück wieder ein Tickiei, wie Jochen zu einem stinknormalen Hühnerei zu sagen pflegt, wenn es gekocht oder gebraten ist. Weil er einen Vortrag auszuarbeiten hatte und dazu der nötigen Ruhe bedurfte, ging ich nach dem Ei zu mir. Dort tippte ich ein Gedicht ins Reine. Anschließend widmete ich meiner Literaturkartei, die niemand weder haben noch gebrauchen kann, eine volle Stunde Arbeit, denn ich hatte mich schon lange nicht mehr kontinuierlich damit beschäftigt. Um 11 Uhr war ich wieder bei Jochen, hatte ich doch versprochen, mich ums Mittagessen zu kümmern. Jochen saß noch immer über seinen Vortrag gebeugt, als ich ihm die Teller vor die Nase und auf die Blätter setzte, die auf dem ganzen Tisch verteilt waren. Nach dem Essen, das rasch hinuntergewürgt war, nahm ich mir den grauen Beutel vor, mit dem ich tagein, tagaus zur Arbeit renne, um die losen Henkel wieder festzunähen, was wegen der Dicke des Materials mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. Mir war schon vor geraumer Zeit in den Sinn gekommen, dass man die Menschen, zumindest die gemeinen DDR-Bürger, von denen ich allmorgendlich unzählige in ihrem halb wachen Trott zur S-Bahn beobachte, als eine eigenständige Familie den Beuteltieren hinzurechnen könne. Diese These brauche lediglich durch eine fundierte wissenschaftliche Untersuchung bestätigt zu werden. Ich dachte noch darüber nach, welcher Name für das eigens dafür zu gründende Institut wohl am geeignetsten wäre, als Thomas kam.
„Ist heute Arbeit angesagt?“, fragte er mich, etwas abwertend meinen schönen Leinenbeutel betrachtend, und versprach mir, als Ersatz für dieses ausgeleierte Ding ein paar anständige Plastetüten aus dem Westen mitzubringen.
Ich legte den nun wieder brauchbaren grauen Transportbehälter für mein Frühstück auf die Flurgarderobe, das Nähzeug an seinen Platz zurück und mich selbst quer in einen Sessel. „So, das hätten wir erledigt, nun können wir wieder rumsitzen. … Oder wollen wir einen Spaziergang machen?“, fragte ich.
„Du warst wohl heute noch nicht draußen? Was meinst du, was das für ein Sturm ist!“, entgegnete Thomas.
„Doch“, sagte ich, „ich war zu Hause.“
„Ach, du warst heute schon zu Hause?“, fragte Thomas noch einmal nach, wandte sich dann aber ohne eine Antwort abzuwarten an Jochen: „Wo hat Friedel heut Nacht geschlafen?“
Jochen ließ die Zeitung, hinter der er sich verschanzt hatte, etwas sinken, sah über ihren unsauber geschnittenen Rand hinweg und erklärte ihm, dass ich hier bei ihm genächtigt hätte. Thomas wollte es aber noch genauer wissen: ob wir auch miteinander geschlafen hätten? Die Beantwortung dieser provokanten Frage hielt Jochen nicht für erforderlich. Thomas schaltete, als wäre er dazu aufgefordert, zuerst den Plattenspieler und dann das Kassettendeck ein. An diesem Nachmittag hörten wir Michael Jackson rauf und runter. Er saß noch immer vor dem Gerät, als Jochen ins Bad ging. Ich nutzte die Gelegenheit, einen weiteren Vorstoß zu wagen. Ich fragte ihn: „Wann kommst du heute Abend? Um elf?“ Darauf gefasst, mir eine ganze Reihe von Ausflüchten anhören zu müssen, denn etwas anderes konnte ich ja nicht erwarten, hielt ich den Atem an. Ich wollte froh sein, wenn Thomas nicht sauer reagieren würde.
„Echt?“, fragte Thomas nur und nickte dann zustimmend mit dem Kopf.
Von dieser Antwort war ich total überrumpelt, denn damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, sosehr ich sie mir auch gewünscht hatte. Fast hätte ich vergessen, wieder Luft zu holen. Überrascht schaute ich in seine Augen, in denen nun eine Art Vorfreude zu funkeln schien. Doch war dieses Funkeln echt? Ich wolle dann aus dem Fenster sehen, wenn die Luft rein sei, sagte ich, und das ich ihm noch einen Zettel in die Jackentasche stecken werde, Dienstag betreffend.
Als Jochen aus dem Bad zurückkam, legte ich mich bäuchlings auf die Liege. Mal sehen, was jetzt passiert, dachte ich. Jochen hatte sich in die hinterste Ecke des Sofas gesetzt, Thomas kauerte noch immer auf dem Teppich. Es dauert nicht lange und Thomas rutschte auf dem Teppich bis in meine Nähe, um mich zu necken. Ich ergriff die Hand, mit der ich gepiesackt wurde, und zog sie unters Sofakissen, auf welches ich meinen Kopf gelegt hatte. Jochen hatte von dieser kleinen Spielerei nicht alles mitbekommen können, jedenfalls solange nicht, wie er dahinten saß. Um nun unser Treiben besser im Auge behalten zu können, vielleicht glaubte er, einer gewissen Aufsichtspflicht nachkommen zu müssen, setzte er sich dichter und sah uns skeptisch zu. Thomas fand nichts dabei, sich neben mir auf die Liege zu legen. Mir tat diese unmittelbare Nähe gut. Hin und wieder stand Thomas auf, entweder um die Kassette umzudrehen oder etwas anderes zu tun, kehrte aber immer wieder zu mir zurück. Zuerst hatte Jochen noch über unser harmlos wirkendes Spiel gelacht, war aber inzwischen verstummt, sodass ich mich nicht mehr traute, in seine Richtung zu schauen. Als sich Thomas wieder einmal am Gerät zu schaffen machte, nutzte Jochen die Gunst des Augenblicks, um sich nun selbst ganz dicht an mich anzukuscheln. Obwohl ich mein Gesicht abgewandt hatte, wusste ich doch sofort, wessen Wärme sich nun auf mich übertrug, und sagte scherzhaft zu ihm: „Na, Thomas.“ Der richtige Thomas kam dann auch noch dazu und legte sich quer über uns beide. Das heißt, Jochen hatte nicht ganz so viel von ihm abbekommen. Stundenlang hätte ich diese Last tragen mögen. Aber was hieß hier schon Last, der Kleine wog ja nicht viel. Er versüßte uns die Marter mit einigen gekonnten Küssen, die er mal dem einen, mal dem anderen auf die Lippen drückte. Die Küsse, die Jochen bekam, nannte er Ausgleichszahlungen. Dieser Übung hielten wir eine ganze Weile stand. Dann verschwand erst Jochen ins Bad, kurz darauf gefolgt von Thomas. Ich war liegen geblieben und tat, als schliefe ich, jedenfalls immer dann, wenn einer der beiden ins Zimmer sah. Einmal wäre ich beinahe tatsächlich eingedrust, meist aber lag ich nur da und horchte angestrengt auf jedes Geräusch, das aus dem Bad kam, und versuchte, es einzuordnen. Jochen erzählte hinterher, sie hätten sich beide nur die Fingernägel bearbeitet. Mehr nicht!
Kurz nach 3 hatte ich endlich so viel Kraft zusammengesammelt, um mich aufrappeln zu können und ein wenig frisch zu machen. Meine Augen sahen ziemlich verschlafen aus und auf der rechten Wange war das Waffelmuster des Kissens eingeprägt, für ewig, wie es schien. Dann wurde Kaffee serviert, der gute aus dem Westpaket, und Pflaumenkuchen. Im Anschluss daran ergab es sich, dass es überdurchschnittlich laut wurde. Es ging wirklich heiß her. Thomas, der kleine Profitänzer, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mit uns einige Tanzschritte einzuüben. Da er das schon öfter mit uns veranstaltet hatte, wussten wir bereits, wo’s langging. Der Tisch und die beiden Sessel wurden wieder bis dicht ans Sofa geschoben, um eine, wenn auch nur schmale, Tanzfläche zu schaffen. Jochen konnte sich von jeher gut bewegen, ich dagegen war nur darin groß, anderen Leuten beim Tanzen in die Hacken zu treten. Den Takt zu halten, breitete mir die größte Schwierigkeit. Irgendwann fand ich aber meinen speziellen Rhythmus, der leider nie etwas mit der gespielten Musik zu tun hatte. Betrachten wir meine Bemühungen zwischen Anbauwand und Sessel als reine Körperertüchtigung, können wir aber durchaus zufrieden sein, denn mir trieben die ungewohnten Bewegungen wahre Ströme von Schweiß aus allen Poren. Um dieser sportlichen Aktion einen krönenden Abschluss zu geben, sagte ich übermütig: „Jetzt mache ich noch fünfzig Kniebeugen!“ In meiner Selbstüberschätzung hatte ich aber ein wenig zu hoch gegriffen: Dreißig hätten es auch getan. Nicht etwa, um zu mogeln, sondern lediglich aus Platzgründen verzog ich mich für diese Übung hinter den Vorhang der Kochnische und begann, für mich zu zählen. Jochen und Thomas hatten die Sache von vornherein als aussichtslos abgetan und sich nicht weiter darum gekümmert. Sie tanzten weiter auf dem Perser herum, der bei ihrem Tun eine beträchtliche Menge Fussel lassen musste. Mir wurden bei so viel Ignoranz derweil die Knie weicher und weicher. Da die beiden nicht zusahen, brauchte ich ihnen auch nichts beweisen, mir selber wollte ich es aber. Endlich: 49 … 50, geschafft! Ich hatte es tatsächlich geschafft, auch wenn sie es mir nicht glaubten. Mein Herz ging wie eine Motorpumpe im dritten Gang, man konnte zusehen, wie mein Blut durch die Schläuche schoss. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich meinen Ruhepuls erreicht hatte und soweit abgekühlt war, um duschen zu können. Nun duschte ich das zweite Mal an diesem Tag. Als mir Jochen den Rücken wusch, fragte er, ob ich die Nacht bei ihm bleiben würde.
„Na, gut“, sagte ich und dachte: Mist!
In der Programmvorschau kurz vor 7 wurde für 20.15 Uhr der Historienschinken „Die Gladiatoren“ angekündigt, den ich unbedingt ansehen wollte, denn ich hatte schon immer einen Fimmel für alles Antike. Über mein Bleiben erfreut meinte Jochen, dann müsse ich aber vorher noch rasch nach Hause gehen, um meine Sachen zu holen, die ich am nächsten Morgen brauchen werde, wenn ich zur Arbeit wolle.
„Ach so, ja … Ich werde dann doch zu Hause schlafen“, legte ich daraufhin fest.
Jochen sagte nichts dazu. Gegen acht herum war dann er in der Wanne, während ich das schmutzige Geschirr abwusch. Als er aus dem Bad zurückkam, fragte er, Thomas war schon lange weg: „Ist er nun schwul oder nicht? So, wie er uns immer abknutscht!“ Diese Frage hatte Jochen schon öfter gestellt. Auch ich muss immer wieder darüber nachdenken und war mir keineswegs sicher, neige aber sehr stark zu der Annahme, dass er es ist. Eigentlich schon von Anfang an.
„Ist doch auch egal, Mann“, sagte ich.
„Hier kann er sich so richtig auslassen, zu Hause beachtet ihn keiner.“
„Ja, das ist es wahrscheinlich, warum er hier so gerne herkommt. Hier kann er sich so geben, wie er ist. Und das, was er hier macht, reicht ihm wahrscheinlich schon.“
Während des Films fing Jochen wieder damit an, dass Thomas wohl abends, und er meinte jetzt speziell den gestrigen Sonnabend, auf den Wall gehe.
„Das kann ich durchaus verstehen“, sagte ich. „Er muss sich eben dort Befriedigung suchen, wenn er sie hier nicht bekommen kann.“
Jochen hatte am Sonnabendabend vorgeschlagen, wir sollten beide hinfahren und ihn von dort wegholen. Ich hatte das aber aus Angst abgelehnt, Jochen könne recht haben. Ich sagte zu ihm: „Ich könnte das nicht mit ansehen, wenn Thomas mit jemandem mitginge.“ Nein, das hätte ich wirklich nicht verkraftet. Und andererseits glaube ich nicht, dass Thomas wirklich abends dorthin geht, jedenfalls nicht ernsthaft. Zu mir hatte er jedenfalls gesagt, er habe Olympia gesehen: die halbe Nacht. Ich glaube, Jochen bezwecke mehr damit, als nur der Wahrheit auf den Grund zu gehen.
Es dauerte dann nicht mehr lange und Jochen fielen erwartungsgemäß die Augen zu. War es meine nicht gerade schmeichelhafte Wirkung, die ich auf ihn ausübte, oder war es mehr das Gegenteil? Wenn der Fernseher läuft und Jochen mich in seiner Nähe weiß, sink er unwiderstehlich in Morpheus Arme. Ich kann ebenso gut ein Positivum darin sehen: Er fühlt sich in meiner Nähe geborgen und ich bin sein ganz persönlicher Morpheus, der seinen Schlaf beschützt. Es ist wieder mit der großen Politik vergleichbar, die auch mindestens zwei Seiten hat. Es gibt eine offensichtliche fürs Volk und eine in deren Schatten. Von der Ersten sollen wir möglichst wenig oder noch besser gar nichts verstehen, von der anderen nichts wissen. Alles ist nur eine Frage des Standpunktes. Ruck, zuck hatte Jochen sein Bett gebaut und war darin verschwunden, genüsslich vor sich hin schnorchelnd.
Ein paar Minuten vor zehn war der Film zu Ende. Ich zog mich im Korridor an und ging noch einmal zu Jochen, mich zu verabschieden. „Kann ich auch gleich ins Bett gehen oder soll ich noch aufbleiben, bis du kommst?“, fragte ich ihn scheinheilig. Ich solle ruhig ins Bett gehen, er werde nicht kommen. Dann sah ich forschend durch den Spion, ob Licht im Treppenhaus brennt. Ich weiß selbst nicht, warum, aber ich verschwinde immer heimlich, still und leise. Auch mein Bett war zu Hause schnell hergerichtet. Ich entkleidete mich und ließ mich auf das kühle Laken fallen. Der Wecker über mir, den ich vorher aufgezogen hatte, tickte unnatürlich laut vor sich hin. Sein Räderwerk hämmerte so emsig, als hätte es Jahrhunderte aufzuholen. Alle paar Minuten stand ich auf und ging ans Fenster. Draußen war keine Menschenseele zu erblicken. Nur zwei Katzen huschten von einem Strauch zum andern. Ich sah auf die Uhr und legte mich wieder hin. Es waren noch keine zehn Minuten vergangen, als plötzlich unten die Haustür ging. Jochen!, dachte ich. Jemand kam die Treppe hoch, aber so laut würde er nicht kommen, stieg höher, bis er schließlich nicht mehr zu hören war. Ich blickte wieder auf die Uhr und ging ans Fenster. Vor dem Haus war alles ruhig. Wobei ruhig nicht ganz zutreffend ist, denn der Sturm hatte noch nicht nachgelassen, im Gegenteil. Er fegte durch die Bäume und Sträucher, als wolle er sich auf Donnerstag vorbereiten: Donnerstag soll Herbstanfang sein, so steht es geschrieben. Ich wachte in meinem Bett, mit klopfendem Herzen, wie ein Jüngling, der sein erstes Stelldichein vor sich hat. Mitunter übertönte das Rauschen des Blutes in meinen Adern noch das des Windes vor der Haustür. Kurz vor elf, es waren genau zehn Minuten davor, öffnete ich das Fenster und wartete. Sofort sprang der Wind mich an und riss die Gardine mit einer Heftigkeit zur Seite, als gelte es, auch hier einen Speer zu leiten. Mich fröstelte. Ich schlüpfte in die Turnhose und streifte mir einen Pullover über. Und wartete. Die Minuten schienen aneinander zu kleben und fielen nur zögernd aus dem Fenster. Niemand zeigte sich. Am nachtblauen Himmel schwammen hauchdünne Wölkchen vorüber. Äste und Zweige schmissen sich von einer Seite auf die andere. Es war elf Uhr vorbei: Thomas war nicht gekommen.
Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Wie hatte ich auch ernsthaft darauf hoffen können? Obwohl … Ich hatte wirklich den Eindruck, er meinte es ernst. Vielleicht war etwas dazwischen gekommen. Bestimmt sogar. Ich sah noch einmal auf die Armbanduhr, die ich mit ans Fenster genommen hatte: Es war genau fünf nach elf. Der Ring des Schlüsselbundes drehte und drehte sich zwischen meinen Fingern. Auf dem Weg durch die Gärten tauchte auf einmal ein Schatten auf. Angestrengt versuchte ich, die Gestalt zu erkennen, aber das Licht der Laternen blendete mich zu sehr. Dann verschluckte die Ecke des Nachbarhauses den Schemen. Entweder würde der späte Heimkehrer unter meinem Fenster wieder zum Vorschein kommen oder durch den Durchgang in Richtung Hochhaus verschwinden. Ich hielt die Luft an, als jemand um die Ecke kam. Es war Thomas! Er kam näher und rief im Flüsterton herauf: „Wann ist Jochen gegangen?“ Ich antwortete, dass er gar nicht hier gewesen sei und er solle rauf kommen. Sogleich verschwand Thomas in der Haustür. Erstaunlich, dass sie um diese Zeit noch offen ist, wunderte ich mich. Wir sind sonst ein ordentliches Haus. Jedenfalls, was das Abschließen der Haustür betraf. Ich schloss das Fenster, entledigte mich in aller Eile meines Pullovers und ging die Tür öffnen. Lautlos wie ein Dieb huschte Thomas herein. Dennoch ärgerte ich mich darüber, dass er das Licht im Treppenhaus angemacht hatte. In erster Linie wegen der Nachbarin. Thomas ging ins Zimmer. Ich bat ihn, gerade noch rechtzeitig genug, kein Licht zu machen, denn man könne nie wissen. Er zeigte sich überrascht, dass ich nur in Turnhose vor ihm erschienen war.
„Entschuldige bitte diesen freizügigen Auftritt“, meinte ich. „Ich habe schon im Bett gelegen. Es war ja durchaus nicht gewiss, ob du tatsächlich kommen würdest.“
Dass ich die ganze Zeit seinem Kommen entgegengefiebert hatte, musste ich ihm ja nicht unbedingt auf die süße Nase binden. Thomas trat zuerst ans Fenster, schaute hinaus und setzte sich dann in den nächsten Sessel. Ich musste mich gezwungenermaßen aufs Bett setzen, denn auf der Couch lag noch immer die Stubentür und auf dem anderen Sessel lagen die drei Rückenteile der Liege und die nachgemachte Lammfelldecke. Ein bisschen hatte ich erwartet, Thomas würde sich gleich zu mir aufs Bett setzen. Nun saß er aber da hinten im Sessel und war unerreichbar. Nicht einmal sehen konnte ich ihn richtig, weil ich mir selbst die Sicht verbaut hatte. In meiner Hilflosigkeit bot ich ihm ein Glas Wein an, um in seine Nähe zu gelangen.
„Dazu müsstest du dann aber das Licht anmachen“, gab Thomas zu bedenken.
„Ach, das geht auch so.“ Ich gab ihm das Glas in die Hand und setzte mich auf die Rückenlehne des Sessels, in dem der Kleine saß. Der stand daraufhin auf und ging erneut ans Fenster. Jetzt kriegt er kalte Füße, dachte ich. „Nun setze ich mich zu dir und du stehst auf!“, warf ich ihm vor.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Thomas, ohne auf den Vorwurf einzugehen.
Blöde Frage, dachte ich, wozu war er denn hergekommen? „Ich weiß nicht“, antwortete ich, und das war genauso blöd.
„Was wir hinterher bereuen?“, deutete Thomas vorsichtig an.
„Müssen wir nicht“, sagte ich. So hatte er doch schon einmal angefangen, fiel es mir ein. „Ich meine, wir müssen es hinterher nicht bereuen.“
Thomas setzte sich wieder. Verunsichert, aber behutsam legte ich ihm meine Hand auf die Schulter. Meine Finger berührten die Fasern des Hemdes, denn Thomas hatte nur ein leichtes Hemd an, nichts darunter und nichts darüber, auch nicht, als er gekommen war. Draußen sei es zwar stürmisch, aber nicht kalt, sagte er. Und nach dem Baden hatte er nichts weiter anziehen wollen. Ich fuhr ganz sacht mit den Fingern über seine Schulter, den Hals hinauf bis zum Ohr, arbeitete mich mit stärker werdendem Herzklopfen über einen Umweg durchs Haar bis vor zu seinen Lippen. Der leichte Gegendruck, den Thomas aufwendete, war Zeichen seines Einverständnisses. Er küsste die Finger, die seine Lippen liebkosten, drehte dann sein Gesicht mir zu und war bereit, meinen ersten Kuss zu empfangen. Ich beugte mich vor und schloss die Augen. Es war unbeschreiblich schön, wo hatte Thomas das nur gelernt, aber sehr unbequem. Thomas öffnete selbst den obersten Knopf seines Hemdes, da der ihm die Luftzufuhr abzuschneiden drohte, ich die nächsten zwei. Ich rutschte von der Rückenlehne, denn ich konnte mich nicht länger so verdrehen wie ein Schlangenmensch, und beugte mich nun von vorn über ihn. Aber das erwies sich als keineswegs angenehmer, denn nun musste ich mich mit beiden Armen am Sessel abstützen, und außerdem war es mir peinlich, dass Thomas jetzt direkten Blick auf meine Turnhose bekam. Ich bat ihn, aufzustehen.
„Und dann?“, fragte Thomas.
Ich ließ meine Arme um ihn ranken, einen gewissen Abstand wahrend, und bettete den Kopf auf seine Schulter. Auch Thomas umschlang mich, zog mich aber, ohne Rücksicht auf meine abstehende Turnhose zu nehmen, fest an sich und suchte mit seinen Lippen meinen Mund. Nach einer Weile ließ Thomas von mir ab, ging zum Bett und setzte sich. Ich eilte ihm nach und setzte mich an seine linke Seite, umfasste ihn aufs Neue und zog ihn über meinen Schoß.
Thomas ließ es bereitwillig geschehen. „Willst du mich jetzt vergewaltigen?“, fragte er grinsend.
„Dazu gehören immer zwei: einer, der vergewaltigen muss, und ein Zweiter, der sich vergewaltigen lassen muss! Wir müssen beide nicht.“ Von nun an wurde noch weniger gesprochen. Was noch zu sagen war, äußerten wir mit stummen, aber zärtlichen Lippen und Händen. Eine Frage hatte ich aber dennoch: „Möchtest du dir nicht wenigstens die Schuhe ausziehen?“ Thomas tat es und warf sie in die Mitte des Zimmers. Wir lagen beieinander und waren glücklich, nicht aber ohne Angst. Lange und ausdauernd hatte ich auf diesen Augenblick hingearbeitet. Mit meiner Rechten fuhr ich unter das geöffnete Hemd und strich leise über schmale Rippen, die sich hoben und senkten und von der jede Einzelne unter meinen Fingern fühlbar wurde. Nur dort, wo die kleinen Brustwarzen nisten, liegt eine dünne Muskelscheibe darüber. Meine Finger erwanderten eine der schönsten Landschaften, die sie je betreten hatten. Jeder Ort lud zum Verweilen ein. Der Nabel aber, dieser Tautropfenbrunnen, blieb ihnen unter der bösen Gürtelschnalle verborgen. Zu schwach, diesen Omphalos beiseite zu wälzen, trommelten sie gegen seinen schweren Panzer. Thomas knöpfte sich die Ärmel auf und hob den Oberkörper etwas an, damit ich ihm das Hemd ausziehen konnte, dann legte er sich auf mich. Ich, seine prickelnde Wärme auf der Brust spürend, platzierte meine Hände auf Thomas‘ Schulterblätter, der nahm meinen Kopf in die seinen und küsste mich wie der Wind so stürmisch, doch gleichzeitig mit sehr viel Zärtlichkeit. Sein langes Haar bedeckte meine Stirn. Wie viel Wärme so ein leichter Körper auszustrahlen vermag! Aus Versehen rutschten meine Hände in seine Hose und umfassten die zierlichen halbrunden Gesäßhälften. Ein leichter Flaum schien durch meine Finger zu streichen.
„Friedel!“, ermahnte mich Thomas. „Wo hast du schon wieder deine Hände?“
Ich wusste es nicht. Ruhig, aber enttäuscht, zog ich die Voreiligen hervor und legte sie ganz brav oben auf die Gesäßtaschen. Thomas begann, seinen Po rhythmisch mal in die Höhe, mal zur linken und mal zur rechten Seite zu bewegen. Während er mich durch die enge Jeans deutlich sein erregtes Glied spüren ließ, biss mich die hartherzige Gürtelschnalle mit ihren scharfen Zähnen in den Bauch. Dieses Spiel währte lange. Mal lag er oben, dann wieder ich. Meine vorwitzigen Finger wagten sich bis zum Reißverschluss dieser Jeans vor und kneteten den Steifen, der sich hinter dieser Wehrmauer in Sicherheit wähnte, so gut es das verschlossene Tor zuließ, denn den Gürtel hatte Thomas vorsichtshalber noch enger geschnallt. Mit halb geöffnetem Mund und unter leisen Jubelschreien genoss Thomas die stürmischen Angriffe auf seine Festung in der Gewissheit, dass sie nicht fallen wird. Zum Zeichen, dass er die Feste unter allen Umständen halten und sich niemals einem fremden Eroberer unterwerfen werde, warf er den Kopf im Kissen von einer Seite auf die andere. Unser Atem ging schnell, darum wurde Waffenruhe vereinbart. Dessen ungeachtet schickte Thomas in aller Heimlichkeit seine beiden besten Späher aus, um die gegnerischen Stellungen auszukundschaften. Behutsam, als treten zwei Rehe voller Scheu aus dem schützenden Busch hervor, ertasteten sie sich meinen Ständer.
Nach einer Weile fragte er: „Was würdest du tun, wenn ich dir die Hose ausziehe?“
„Ich würde mich jedenfalls nicht wehren … und dann würde ich versuchen, dir deine auszuziehen“, sagte ich.
„Das geht aber nicht.“
„Vielleicht hilfst du mir dabei?“
„Heute nicht, bitte“, flüsterte Thomas.
Warum nicht, dachte ich und küsste ihn. „Hast du Angst, dass ich dir eine Pofüllung verpassen könnte?“
Thomas grinste wieder übers ganze Gesicht und meinte verschmitzt: „Eigentlich bist du mir ja noch eine schuldig.“ Er stand auf, stolperte über seine Schuhe ans Fenster, sah hinaus, kam dann wieder zurück und blieb vor der Liege stehen. Einen schrecklich langen Augenblick sah er mich an.
Jetzt wird er gehen, befürchtete ich. „Willst du nicht wieder raufkommen“, bat ich. Er legte sich tatsächlich wieder zu mir. Unsere Herzen schlugen noch immer denselben schnellen Takt.
„Hast du das mit Frank auch so gemacht?“, löcherte er mich.
„Mit Frank war ich noch nie im Bett. Das will ich auch gar nicht.“ Das war nicht einmal gelogen, denn im Bett hatten wir es noch niemals getrieben. Oder?
„Du kannst mir doch nicht erzählen, dass der nichts von dir will.“
„Sicher will er was, sonst würde er ja nicht kommen. Und bevor er das nicht hat, geht er nicht.“
Thomas ließ sich von mir herunterrollen, strich mit seiner Hand über meine Turnhose, in der jemand Freudentränen weinte, und begann, sie langsam von den Hüften zu schieben. Er zog sie über meine Beine und warf sie von der Liege, wo sie dann auf sein Hemd fiel. Ihm seine Hose ausziehen wollte ich nicht versuchen, obwohl ich es angekündigt und er vielleicht darauf gewartet hatte. Ich mochte unser Zusammensein nicht verderben, aber nachdem sich Thomas wieder auf mich gelegt hatte, schob ich ganz unverfroren meine Hände auf seinen blanken Po. „Nun bin ich schon wieder da. Darf ich?“, fragte ich vorsichtshalber. Diesmal hatte er nichts mehr dagegen. Ich hatte bemerkt, dass er wegen des engen Gürtels extra den Bauch einzog.
Es war halb drei, als Thomas meinte, jetzt müsse er aber gehen, denn ein bisschen Schlaf brauchten wir wohl auch noch. Ich stimmte dem notgedrungen zu, obwohl, müde war ich ganz und gar nicht. Der Schlaf war so fern wie Hypnos selbst.
„Es war sehr schön“, fühlte ich mich verpflichtet zu sagen. „Auch wenn du deine Hose nicht ausgezogen hast. Traurig wäre ich allerdings, wenn du meinst, bis dahin und nicht weiter.“
„So ist es nicht“, versicherte Thomas.
„Hast du Angst, ich könnte enttäuscht sein?“, fragte ich und hatte seinen kleinen Schatz dabei im Sinn.
„Ach, so gibt es dann immer noch eine Steigerung, wenn du mich verstehst“, redete er sich heraus.
Ich war mir allerdings nicht sicher, ob ich ihn verstand.
„Noch eine halbe Stunde und ich hätte sie bestimmt ausgezogen“, orakelte Thomas.
„Dann bleib doch noch.“
Er blieb aber nicht. Er zog sich das Hemd und die Schuhe wieder an und steckte seinen Wohnungsschlüssel ein, den er zu Hause vom Bund abgemacht hatte, damit es nicht so klappern sollte.
„Vergiss deine Uhr nicht“, erinnerte ich ihn. „Kann ich dich so zur Tür bringen oder muss ich mir die Hose überziehen?“, fragte ich. Er war angezogen und ich stand nackt vor ihm.
„Mich stört es nicht … außer, du willst bis zur Haustür mitkommen“, gab er zu bedenken.
An der Wohnungstür schnäbelten wir noch ein letztes Mal, dann glitt er ins Dunkel des Treppenhauses. Die Haustür schien noch immer offen zu sein, denn er sollte wieder raufkommen, wenn sie verschlossen wäre. Leise hatte ich hinter ihm die Wohnungstür rangedrückt und war ans Fenster gegangen. Thomas war bereits draußen und wartete darauf, dass ich mich am Fenster zeige. Bevor er endgültig in der stürmischen Nacht verschwand, winkte er mehrmals zu dem Fenster hoch, hinter dem ich ihm nachschaute. Ich warf die eingesauten Tempo-Taschentücher in die Toilette und kroch glücklich ins Bett zurück, wo ich mir die Steppdecke, die zur Hälfte am Boden lag, bis ans Kinn zog. Ich hatte gar nicht wahrgenommen, dass es im Zimmer so kühl geworden war. An rasches Einschlafen war nicht zu denken. Noch eine ganze Weile lag ich wach und ließ die letzten Stunden in Zeitlupe an mir vorüberziehen.
Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen, wachte aber in unregelmäßigen Abständen wieder auf. Es war ein unruhiger Schlaf. Als der Wecker am frühen Morgen klingelte, stand ich mit Schmerzen in allen Gliedern auf: Muskelkater. Jeder Schritt, den ich tat, jede Stufe, die ich heute stieg, erinnerte mich lustvoll und zugleich schmerzhaft an Thomas. Ein Schmerz, den ich gerne erleiden wollte.
Kurz nach dem Mittag rief ich Klaus H. an. Er hatte Sonntagnachmittag einen Zettel an meiner Tür hinterlassen. Wir verabredeten ein Treffen für den nächsten Sonntag um sechzehn Uhr bei ihm zu Hause. Es soll um die Vorbereitung des Literaturabends im Arbeitskreis gehen. Eigentlich hatte ich mich wie gesagt raushalten wollen. Weil mich jetzt auch Klaus deswegen angesprochen hatte, fühle ich mich doppelt gebauchklatscht. Mein Ego lacht sich ins Fäustchen. Da wir uns eine ganze Weile im Arbeitskreis nicht gesehen hatten, fragte Klaus am Telefon nach meinem Befinden. Meist werden solche Fragen weniger aus Interesse als vielmehr aus Höflichkeit gestellt. Ich antworte dann grundsätzlich, dass es mir hervorragend geht. Das schreckt die Leute vor weiteren Fragen dieser Art ab. Selbst auf die Gefahr hin, eine Lawine loszutreten, deutete ich diesmal aber an, dass es bei uns Probleme gebe. Seine seien jetzt gelöst, mit einem Schlage, sagte Klaus. Ich wisse schon, was er meine. Ich wusste es nicht, konnte es mir aber denken und meinte, so solle die Lösung unsres Problems jedenfalls nicht aussehen. Ich nehme an, er hat diesen Ledertypen endlich zum Jordan gejagt.
Als ich nach Feierabend nach Hause kam, kniete Charlotte zusammen mit einer Bekannten im Vorflur und schnitt Tapeten zu. Später klingelte sie und bat, ihren Vogelbauer für eine Nacht bei mir unterstellen zu dürfen. Na klar, wenn’s weiter nichts ist, stimmte ich zu. Ich zeige mich immer dann von meiner großzügigen Seite, wenn es sich um Kleinigkeiten dreht. Sie selber wolle in die Stadt reinfahren und dort übernachten, wegen der Farbe. Ich hätte es besser, meinte sie, ich könne immer zu Jochen gehen. Damit war die Katze aus dem Sack! Sie wollte also nicht unbedingt in die Stadt. Das könne ich auch heute wieder tun, bot ich ihr an, denn mir schwante ja, worauf sie hinaus wollte. Wenn ich das wirklich machen würde, das wäre ja nett, bedankte sie sich überschwänglich. Ich bin doch kein Unmensch und wollte dem Suchtproblem da begegnen, wo es seinen Anfang nehmen könnte. Nachdem ihre Sache geklärt war und ich ihr also so viel Freundlichkeit erwiesen hatte, zählte sie mir alle Kerle einzeln auf, die am Wochenende bei mir geklingelt hatten. Aber sonst ist sie ganz in Ordnung.
Bei Jochen wartete ich dann voller innerer Spannung auf das Kommen von Thomas. Der Zeitpunkt, um den herum er sich normalerweise bei uns einzustellen pflegt, war lange schon vorüber. Das Rollo an seinem Fenster war heruntergezogen. Bestimmt hatte er zu Hause Ärger bekommen, befürchtete ich. Thomas tat mir leid, denn ich stellte mir vor, wie er in seinem Zimmer den Stubenarrest absaß. Als es dann dunkel genug war, konnten wir erkennen, dass in seinem Zimmer Licht brennt. Zuhause musste er also sein. Jochen begann die Sache komisch vorzukommen, denn Thomas hatte mit Bestimmtheit sein Kommen angekündigt. Als ich zu ihm kam, hatte er mich sofort gefragt, ob Thomas abends noch bei mir gewesen sei. Aber das mochte er nur routinemäßig getan haben, und so hatte ich auch routinemäßig verneint.
Es war schon nach acht, als Thomas endlich kam. Jochen hatte ihn kaum reingelassen, da erzählte er auch schon, sich noch im Korridor befindend, aber laut genug, dass auch ich es hören konnte, er sei gestern Abend noch einmal weg gewesen, und zwar zu Raymond, und dass sein Vater daraufhin heute Morgen lediglich gefragt habe, wann er wieder zu Hause war. Sein Vater hatte aber geschlafen, als Thomas sich zu Hause in sein Bett schlich. Ich wusste nun Bescheid, es war alles glattgegangen. Thomas setzte sich zu mir auf die Couch und strahlte mich aus glücklichen Augen an. In Gedanken sah ich ihn schon wieder in meinem Bett liegen. Wir sahen uns zu dritt einen Film an. Es war schon wieder so ein Antikeschinken. Jemand schien die Dinger irgendwo containerweise ausgebuddelt zu haben und nun damit von Sender zu Sender hausieren zu gehen. Den einen von den Kerlen, die kraftstrotzend über den Bildschirm flimmerten, fand Thomas ganz toll. Er stehe ja auf „richtige Männer“, betonte er, diesmal ohne ein verneinendes Lächeln im Gesicht. Ging das gegen mich? Dann schockte er uns mit der Nachricht, er habe gestern Abend mit Raymond geschlafen. War das sein Ernst oder nur Ablenkung? Jochen nahm das jedenfalls begierig für bare Münze. Ich wusste ja, dass es nicht so war. Oder war er etwa gar nicht von zu Hause gekommen? Hatte er sich deswegen nicht die Hose ausziehen wollen? Mir wurde schwindlig.
Jochen ging nur einmal, und auch nur für ganz kurze Zeit, aus dem Zimmer. Ich fand keine Gelegenheit, Thomas hierüber zu befragen. Der sagte nur: „Es war schön gestern“, und meinte hoffentlich unser Zusammensein.
„Ja!“, hauchte ich und sehnte mich nach einer Fortsetzung.
Gleich nach dem Film verabschiedete sich Thomas. Jochen und ich gingen ins Bett, wo ich nicht versäumte, Jochen den Rücken einzucremen und die Bedingungen für das nächste Frühstücksei zu erfüllt. Wir waren anschließend kaum aus dem Bad zurück und hatten den zweiten Fuß noch nicht ins Bett gezogen, als es plötzlich klingelte. Es war beinahe elf.
„Hat er noch was vergessen?“, fragte ich.
Jochen ging leise zur Tür, öffnete sie aber nicht. Es klingelte ein zweites Mal. Dann hörte ich die Haustür ins Schloss krachen.
„Warum hast du denn nicht aufgemacht?“, fragte ich verwundert.
„Es war Kay.“
„Na und, warum hast du ihn nicht rein gelassen?“
„Wir sind doch gerade fertig!“
„Das kann doch kein zwingender Grund sein. Ich hätte es schon mit ihm gemacht. Jetzt geht er bestimmt zu mir.“ Da schoss mir der Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf, dass Charlotte auf meiner Liege schläft.



Sonnabend, 17. September 1988 - Dienstag, 20. September 1988

zurück zur Kapitelübersicht

Zurück zum Seiteninhalt