Die Hoschköppe / 66. Kapitel - Abstrakte Irrwege

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Die Hoschköppe / 66. Kapitel

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Montag, 24. Oktober 1988


Heute Abend fiel mir auf, ich war gerade von Jochen kommend auf dem Weg nach Hause, dass der kleine Rummel, der auf dem Parkplatz beim Weidenkrug seit einer Woche Tag für Tag und Abend für Abend für viel Radau und Tamtam gesorgt hatte, verschwunden ist, ohne größere Spuren hinterlassen zu haben. Ich hatte zwar schon am Sonntagabend einige Leute bemerkt, die damit beschäftigt waren, vom Riesenrad, einem circa fünf Meter in den Himmel ragenden Gestell, was sich mit Gewalt drehen ließ, irgendwelche Stangen abzumontieren. Heute sind sie alle verschwunden, samt ihrem Karussell, ihren windigen Buden und den klapprigen Wagen. Übernacht abgehauen! Sich davongestohlen. Sie waren eines Tages plötzlich da, wie aus dem Nichts aufgetaucht, hatten für ein paar Tage Abwechslung und lärmenden Trubel gebracht, und sind nun wieder dorthin zurückgekehrt, von wo sie kamen oder woandershin weiter gezogen. Sie haben den Lärm und das schnelle Vergnügen, welches bei ihnen billig zu bekommen war, woandershin getragen.
Wie Thomas. Oder ist er besser als ich glaube. Möchte er nicht länger Keil sein zwischen Jochen und mir? Dass er unser Intrigenspiel verabscheuungswürdig findet, hatte er schon mehrmals angedeutet. Dass er aber der Initiator war und ist, der Motor, der dieses Rad zum Laufen brachte, darüber ist er sich doch wohl im Klaren. Er ist es, der mit seinen Fingern am Schalter rumfummelt und das Rad nach Belieben schneller oder langsamer drehen lässt.


Sonntag, 23. Oktober 1988 - Dienstag, 25. Oktober 1988

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